Guy Debords »Der kranke Planet« mit einem Freund der klassenlosen Gesellschaft
In Anbetracht heutiger Debatten über die »Klimakatastrophe« erscheint Guy Debords 1971 geschriebener Text Der kranke Planet doppelt interessant: als frühes Zeugnis der expliziten Verknüpfung eines revolutionären Projekts mit der »Umweltfrage« einerseits, als hellsichtiger Blick auf Phänomene, die uns erst jetzt, 50 Jahre später, in ihrer ganzen Tragweite bewusst werden, andererseits. Bereits ein Jahr vor dem Club of Rome warnte Debord vor den »Grenzen des Wachstums« und den verheerenden Folgen der kapitalistischen Produktionsweise für den Planeten und die ihn bewohnende Menschheit. Er mahnte zur Eile, vor allem aber zur Lösung des tieferliegenden Problems: der Unterwerfung der entfremdeten Menschen unter die kapitalistischen Verhältnisse und ihre destruktive Eigendynamik. »Dem alten Ozean«, schreibt er, »ist die Umweltverschmutzung gleichgültig, der Geschichte aber ist sie es nicht. Und sie kann nur gerettet werden durch die Abschaffung der Ware Arbeit. Noch nie zuvor bestand für das geschichtliche Bewusstsein eine so dringliche Notwendigkeit, seiner Welt Herr zu werden, denn der Feind vor seinen Toren ist nicht die Täuschung, sondern der Tod.«
Gemeinsam mit einem Freund der klassenlosen Gesellschaft, der den Text für die sechste Ausgabe der Zeitschrift Kosmoprolet erstmals ins Deutsche übersetzt hat, wollen wir diskutieren, was Debords Analysen für unsere heutige Theorie und Praxis bedeuten.